Sprachentwicklung

Sprachentwicklung


Es ist manchmal hilfreich, eine Orientierungshilfe zu haben, wann ein Kind was können sollte. Auch wenn die Sprachentwicklung sehr individuell verläuft, gibt es ein paar Orientierungspunkte, an die man sich hierbei halten kann. Ich gebe im Video einen kurzen Überblick über die Meilensteine in der Sprachentwicklung.



Meilensteine der Sprachentwicklung

Zur besseren Übersicht hier die wichtigsten Meilensteine auch nochmal schriftlich:
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Wann Unterstützung suchen?

Wie im Video erklärt, gibt es einen Zeitrahmen von 6 Monaten, in denen Kinder den jeweiligen Entwicklungsschritt noch aufholen können. Ist der Meilenstein ein halbes Jahr später noch nicht erreicht, empfiehlt es sich, Unterstützung zu suchen.

Also ganz konkret: Wenn ein Kind mit 2 Jahren weniger als 50 Wörter spricht und keine Wörter kombiniert, ist eine Abklärung beim Logopäden sinnvoll. Wir Logopäden achten nicht nur auf die Sprache selbst, sondern auch auf die Vorläuferfähigkeiten für Sprache (wie z.B. Blickkontakt, Zeigen, Turn-taking), die sich großteils im ersten Lebensjahr entwickeln und im Alter von 2 Jahren jedenfalls vorhanden sein sollten.

Die vorsprachliche Entwicklung im ersten Lebensjahr

Wenn wir von Sprachentwicklung sprechen, ist damit meistens die lautsprachliche Entwicklung ab dem 12. Monat gemeint, auf die ich gerade näher eingegangen bin. Kinder kommunizieren aber bereits im ersten Lebensjahr und üben dabei schon viele Fähigkeiten, die es später zum Sprechen lernen braucht. Wenn Entwicklungsschritte in diesem Alter nicht passieren, kann sich das in einer verzögerten Sprachentwicklung äußern.

Sprachentwicklung beginnt im Mutterleib

Um Sprechen zu lernen, muss die Sprache erstmal wahrgenommen werden. Das funktioniert primär über unser Gehör. Etwa ab dem 5. Schwangerschaftsmonat (um die 20. Woche) kann ein Baby im Mutterleib Hörreize wahrnehmen. Neugeborene können dann z.B. die Stimme der Mutter oder des Vaters wiedererkennen, die sie bereits im Mutterleib gehört haben. Auch die Sprachmelodie der jeweiligen Sprache nimmt das Baby schon im Bauch der Mutter wahr. Das zeigt sich dann nach der Geburt an der Melodie der Schreie. Babys schreien nämlich in der Sprachmelodie ihrer Muttersprache. Französische Säuglinge schreien nach der Geburt z.B. von tief nach hoch, während in der Deutschen Sprache die Betonung mehr am Beginn liegt und die Melodie dann nach unten abfällt.


Schreien als Kommunikationsmittel
Ein Neugeborenes kann zwar noch nicht sprechen, es kommuniziert aber bereits von Geburt an. Der Schrei eines Babys ist bereits Kommunikation - das Baby drückt damit ein Bedürfnis aus und die Bezugspersonen reagieren im Idealfall entsprechend darauf. Dieses aufeinander Reagieren ist bereits eine frühe Form der Interaktion. Eltern können oft schon sehr früh aufgrund der Art der Schreie oder der Mimik und Gestik darauf schließen, was das Kind gerade braucht. Die Fähigkeiten des Kindes entwickeln sich dann ständig weiter, sodass es möglich wird, Bedürfnisse immer genauer auszudrücken.

Babys lallen und üben damit Sprechbewegungen
Bis zum 6. Lebensmonat probieren Säuglinge alle möglichen Sprachlaute aus. Auch die, die es in der Muttersprache gar nicht gibt. Diese erste Lallphase ist bei allen Säuglingen weltweit gleich. Ab dem 6. Monat kommen Babys dann in die zweite Lallphase, in der nun primär mit den Sprachlauten der Muttersprache experimentiert wird. Babys üben somit im ersten Lebensjahr bereits nahezu alle Laute, die sie später beim Sprechen brauchen (auch wenn sie diese dann nicht alle gleich korrekt verwenden können). Auch taube Babys lallen bis zum 6. Lebensmonat, hören dann aber damit auf. Wenn ein Kind ab 6 Monaten aufhört zu plaudern, sollte also unbedingt das Hörvermögen abgeklärt werden.

Fähigkeiten, die es zum Sprechen lernen braucht
In diesem Kurs werde ich noch auf einige Fähigkeiten näher eingehen, deren Ursprung bereits im ersten Lebensjahr liegt. Wenn Kinder diese Fähigkeiten nicht oder nicht ausreichend erwerben, gibt es später bei der Sprachentwicklung oft Probleme. Das liegt dann aber meist nicht am Sprechen selbst sondern eben an den Fähigkeiten, die es für das Sprechen braucht.

Im ersten Lebensjahr entwickelt sich z.B.:
  • Blickkontakt und Interesse an einem Gegenüber
  • die Fähigkeit mit anderen zu interagieren
  • die Fähigkeit etwas zu imitieren
  • die Vorstellungsfähigkeit
Über diese Fähigkeiten wirst du in den nächsten Kurskapiteln noch mehr erfahren.