Einleitung

 Zur Arbeit mit diesem Kurs


In diesem Online-Kurs »Die Kadenz« geht es ums Üben und Verstehen. Und im Focus aller Überlegungen zum effektiven Üben wird dabei das „wie“ stehen. Zunächst werde ich vermitteln, wie sich grundlegende harmonische Zusammenhänge auf der Gitarre ergeben und herleiten lassen. Anschließend zeige ich anhand einer Reihe von Übungen, wie man das erarbeitete Material festigt, um selbstständig und flexibel damit umgehen zu können. Die Ziele lassen sich letztlich auf zwei einfache Nenner bringen:

  • Bessere Griffbrettkenntnis
  • Solides Grundwissen über Akkorde und Akkorderweiterungen

Wer sich bislang davor gescheut hat, Elemente der Harmonielehre bewusster in sein Gitarrenspiel mit einzubeziehen, dem sei an dieser Stelle versichert, dass es sehr viel Spaß machen kann, sich über harmonische Zusammenhänge und Akkorderweiterungen Gedanken zu machen. Undurchsichtig und zu schwierig werden die Dinge immer dann, wenn man sie aufgrund fehlenden Bezugs zur Materie nicht nachvollziehen kann. Aus diesem Grund habe ich mich bemüht, alle Aufgaben und Übungen in einen zeitgemäßen musikalischen Kontext zu bringen. Du wirst mit Funk- und Soul-Patterns arbeiten und lernen, wie man sein Know-how nutzt, um kreativ mit Pop- und Fusion-Elementen umzugehen.
Dieser Kurs verfolgt ein kompaktes, in sich geschlossenes System, das praxisorientiert auf die Gitarre zugeschnitten ist. Ergänzend dazu kann und sollte noch ein weiteres Theoriebuch in Form einer Jazz- oder Pop-Harmonielehre verwendet werden. Bestimmte Themen werden oft klarer, wenn sie von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Du findest im Anhang entsprechende Literaturhinweise.

 Symbolik und Notation


Wie in allen Kursen von Practice Guitar, entsprechen die verwendeten Tonnamen  der internationalen Schreibweise. Das nur im deutschen Sprachgebrauch übliche  „h“ findet also keine Verwendung. Leider gibt es zu diesem Thema immer noch relativ viel Gesprächsbedarf, da in der klassischen  Musik und damit auch in der allgemeinen Schulpädagogik die deutsche Schreib- und Sprechweise fest verankert ist, jedoch in allen Songbooks, Realbooks oder modernen Instrumentalschulen inzwischen die internationale Schreibweise Einzug gehalten hat. Wie dem auch sei, und trotz aller Legenden um falsche Abschriebe von Mönchen im Mittelalter und ähnlichen Mythen, halte ich es doch einfach mit dem Alphabet, das kein  „h“ nach dem „a“ vorsieht   .
Wichtig wird die Sache aber eigentlich sowieso erst bei der Akkordsymbolik. Die hier verwendete Schreibweise ist folglich:

  Wenn du möchtest, kannst du dir in diesem Zusammenhang übrigens ruhig den Tonnamen „bes“ (Bb) angewöhnen, denn schließlich sagen wir auch „ges“ (Gb) und „des“ (Db). Nähere Angaben zur Akkordsymbolik und deren Schreibweisen findest du am Ende dieser Einleitung.

 Zur Gitarrennotation


Notiert wird, ähnlich wie für Geige oder Klavier, im Violinschlüssel (auch „G-Schlüssel“ genannt, da seine Schleife die G-Linie im System markiert). Es gibt jedoch eine kleine Besonderheit bei der Oktavlage, die selten Erwähnung findet.
Das „c“ auf der ersten  Hilfslinie – auch „eingestrichenes c“, „c1“ oder „Mittel-C“ genannt – entspricht mit seiner Tonhöhe in einer Frequenz von 262 Hz genau dem Ton „c“ den wir im ersten Bund der B-Saite greifen:


Das nächst tiefere „c“ eine Oktave darunter steht bereits im Bassschlüssel. Hier eine Darstellung der Oktavräume:
  


Das höchste „c“, was auf der Konzertgitarre problemlos zu greifen ist, befindet sich im 8. Bund der E-Saite, das „zweigestrichene c“. Höher geht es dann nur noch mit Cutaway, was in der klassischen Notation jedoch eher unüblich ist. Du siehst aber vielleicht das Problem. Einerseits befindet sich die Oktavlage bei der Gitarre irgendwo zwischen dem Bass- und dem Violinschlüssel, andererseits ist der Tonumfang mit seinen 3 bis 31/2 Oktaven viel zu klein für ein Doppelsystem. Die Lösung ist die „octava-basso-Notation“. Eine kleine 8 unterhalb des Violinschlüssels zeigt an, dass alles eine Oktave höher geschrieben wurde. Nun steht das „kleine c“, was ehemals im Bassschlüssel stand, auf die erste Hilfslinie und man bekommt auf diese Weise das gesamte Oktavspektrum der Gitarre in einem System unter:
  


Achte beim Lesen einer C-Melodiestimme wie zum Beispiel aus einem Realbook darauf, alles wieder nach oben zu oktavieren. Denn hier gilt die Sonderregelung für die Gitarre nicht mehr.
Manche Gitarrenbücher bzw. Gitarrennoten verzichten auch auf die Notation im „octva-basso“ Verfahren, wenn es sich ausgewiesen um Gitarrenliteratur handelt. 


  

 Akkordsymbole


Ob Jazz, Rock oder Pop – bis heute konnte sich in der so genannten U-Musik* keine allgemein gültige Akkordsymbolik durchsetzen. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Schreibweisen vor allem für Major- oder Mollseptakkorde, und Arrangeure oder Komponisten haben oft ihre eigenen Ansichten über die Positionierung von Zusatztönen (Suffixes) neben dem Akkordsymbol. Im Grunde ist das jedoch unproblematisch – vorausgesetzt, man kennt die verschiedenen Grundsymbole. Alles andere mag höchstens von geschichtlicher Bedeutung sein, denn eine reguläre Jazzausbildung beginnt an amerikanischen Instituten erst zaghaft in den späten 1940er Jahren. Bis dahin hatte der Jazz in rund 50 Jahren seiner Entstehungsgeschichte Stil prägende große Solisten und Komponisten hervorgebracht – auch ohne allgemein gültige Akkordsymbolik.

Hier findest du eine Übersicht der wichtigsten im Kurs verwendeten Akkordsymbole mit ihren unterschiedlichen gängigen Schreibweisen. Viele weitere gebräuchliche Akkorde werden wir später in den einzelnen Kapiteln entwickeln und herleiten.


* U-Musik = Unterhaltungsmusik. Als Abgrenzung zur so genannten E-Musik (ernste Musik) von der Verwertungsgesellschaft (GEMA) verwendeter Spartenbegriff. U-Musik umfasst alle Genres des Pop, Rock und Jazz.
  
Dur

Moll

Vermindert

Übermäßig

Dursext

Majorsept

Dominantsept

Dominantsept mit Quartvorhalt

Mollsext

Mollsept

Halbvermindert

Moll-Majorsept