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8: Kleiner Leitfaden zur Orientierung

Informieren Sie sich über die Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten Ihrer Erkrankung.  Das machen Sie ja gerade schon. ☺️


Versuchen Sie außerdem, Ihre Krankheit anzunehmen. Das kann dauern und nicht jeden Tag gelingen. Es hilft aber bei der weiteren Lebensgestaltung. Viele Betroffene berichten, dass sie durch den Schlaganfall vor allem emotional widerstandsfähiger geworden sind und die Erfahrung positiv genutzt haben.


In der Ruhe liegt die Kraft

Nach dem Schlaganfall ist Ihr Körper geschwächt. Für das Denken und alle Aktivitäten müssen Sie mehr Energie aufbringen. Es ist also  normal, wenn Sie ein höheres Bedürfnis nach Ruhe und Erholung haben. Gestehen Sie sich selbst Zeit ein und finden Sie heraus, was Sie im eigenen Tempo schaffen können. 

Verlorenes betrauern

Ihren Beruf haben Sie leidenschaftlich geliebt, manche Sportarten betrieben. Doch jetzt ist alles nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Vielleicht hat sich der Freundeskreis reduziert, weil manche Menschen nicht mit der Erkrankung zurechtkommen. Oder Sie bevorzugen Freunde, die auch in schlechten Zeiten an Ihrer Seite bleiben.


Ihnen steht alle Zeit der Welt zu, um diese Verluste zu verkraften. Ohne im Schmerz zu versinken. Trauern ist ein Prozess, in dem alle Gefühle ihren Platz haben. Sie können sich vertrauten Menschen mitteilen oder Ihre Trauer in einer psychotherapeutischen Behandlung bearbeiten.

Für die eigene Unabhängigkeit einstehen

Größtmögliche Selbstständigkeit bewahren zu wollen, ist immer eine gute Entscheidung. Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung, und der Wille ebnet den Weg für Therapieerfolge. Allerdings fällt es vielen manchmal schwer, zwischen Unabhängigkeit und Sturheit zu unterscheiden. Nach einem Schlaganfall neigen manche dazu, die tatsächliche Situation auszublenden. Oder sie stellen höhere Anforderungen an sich selbst, als es ihr Körper und Geist zulassen. Das kann die Chancen auf Besserung verschlechtern und schlimmstenfalls für einen weiteren Schlaganfall sorgen. Sie werden mit der Zeit herausfinden, wo die richtige Balance liegt.

Hilfe annehmen

Fühlen Sie sich für alles zuständig? Oder wollen Sie niemandem zur Last fallen und machen die Hausarbeit und Erledigungen lieber selbst. Obwohl Ihnen die körperliche oder mentale Kraft dazu fehlt? Vielleicht lehnen Sie sogar Unterstützungsangebote ab. Überanstrengung kann den Heilungserfolg verzögern. Fragen Sie sich, was zu diesem Zeitpunkt sinnvoll für Sie ist.


Eine weitere Frage ist, warum Sie Hilfe ablehnen. Oft geschieht das aus Annahmen heraus: »Andere wollen oder können das nicht«. Oder: »Ich wirke dann schwach. Die machen das nur aus Mitleid oder weil sie meinen, mir Hilfe anbieten zu müssen«.

Sprechen Sie Ihre Bedenken lieber offen an, dann haben andere die Chance, Ihre Vermutungen zu widerlegen. Nur so gelingt es, gemeinsam herauszufinden, welche Lösungswege und Entlastungsmöglichkeiten es gibt. Und zwar solche, mit denen sich beide wohlfühlen und die förderlich für Ihr Gesunden sind.


🚂Sie können folgende Fragen beantworten und auf Basis der Antworten Ziele und Aktionen auf Ihrem Weg dorthin definieren: 

  • Wo ist der Leidensdruck am höchsten?

  • Welche Hürde müsste ich überwinden können, damit es einen Schritt weitergeht?

  • Was muss ich dafür tun?

  • Wobei brauche ich oder wofür wünsche ich mir Unterstützung?

  • Wer und was könnte mir dabei helfen?

  • Was traue ich mir selbst zu? Wofür kann und will ich Verantwortung übernehmen?

  • Was kann ich gut? Welche Fähigkeiten und Stärken helfen mir bei der Alltagsbewältigung?

  • Was motiviert, ermutigt und bestärkt mich? 🚂

Die Angst vor schlechten Nachrichten überwinden

Eine ungünstige Prognose, eine Verschlechterung des Gesundheitszustands oder neu entdeckte Risikofaktoren.  Bei Arztterminen erwarten Sie neben positiven Ergebnissen auch unangenehme Neuigkeiten. Scheuen Sie sich bitte trotzdem nicht, diese Kontrolltermine wahrzunehmen oder bei neu auftretenden Symptomen ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Gewissheit über den eigenen Gesundheitszustand bedeutet gleichzeitig die Chance, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Mag das Ergebnis auch ernüchternd sein, in vielen Fällen gibt es therapeutische Lösungen und Behandlungswege, um das gesundheitliche Problem anzugehen.

Konstruktiv mit Rückschlägen umgehen

Nach einem Schlaganfall kann es auf dem Weg der Besserung ernüchternde Entwicklungen geben. Wieder erworbene Fähigkeiten können nachlassen, die Blutwerte können sich verschlechtern. Aber auch die Ablehnung von finanziellen Hilfsmaßnahmen sind solche Beispiele. Das wegzustecken und weiterzumachen, erfordert viel Kraft.


Damit ein Rückschlag nicht zur Hoffnungslosigkeit wird, können folgende Leitlinien Ihnen beim Umgang damit helfen:

  • Eine objektive, neutrale Bewertung hilft, etwas, das nicht geklappt hat, als sachliches Ereignis wahrzunehmen. 

  • Nutzen Sie die Chance zum Neubeginn am besten sofort. Die Tendenz, in Passivität zu verfallen oder Aktivitäten herauszuzögern, kann uns lähmen.

  • Sie entscheiden, wie Sie mit dem Rückschlag umgehen. Lassen Sie sich durch eventuelle demotivierende Bemerkungen anderer nicht entmutigen, es wieder zu versuchen.

  • Schuldgefühle bremsen. Es ist wichtig, sich selbst zu vergeben, wenn man mal nachlässig war. 


Fragen Sie sich:

  • Wie spreche ich darüber und wie benenne ich den Rückschlag? Bin ich »gescheitert«, war es ein »Fehlschlag«? Oder ist es ein Fakt, der zwar schmerzhaft, aber auch eine Tatsache ist.

  • Was könnte dazu geführt haben? Daraus ergibt sich die nächste Frage: Was kann ich tun, um einen weiteren Rückschlag zu vermeiden?

Erwartungshaltung runterschrauben

Der innere Erwartungsdruck hat viel mit der äußeren Erwartung zu tun. Welche anerkennenswerten Leistungen hat eine Person erbracht und was hat sie erreicht? Manchmal hilft es, sich von diesen Wertvorstellungen zu lösen und in sich zu gehen: Was ist mir persönlich wichtig? Wie kann ich den neuen Lebensabschnitt gestalten?

Mit der Angst vor einem weiteren Schlaganfall klarkommen 

Wie bewältige ich meine Angst? Vor allem, wenn die Ursache des Schlaganfalls unbekannt ist, kommt diese Frage auf.


Sie können Ihre Angst besänftigen, indem Sie wichtige Voraussetzungen zur Verhinderung eines erneuten Schlaganfalls schaffen:


  • Nehmen Sie regelmäßig Ihre Kontroll- und Therapietermine wahr.

  • Achten Sie auf die richtige und konsequente Einnahme Ihrer Medikamente (siehe Kapitel 21).

  • Sammeln Sie Wissen zur Vorbeugung eines Schlaganfalls und wenden Sie es an.

  • Die Energie, die Sie in Ihre Angst investieren, fordert Kraft, die Sie an anderen Stellen brauchen könnten. Dieses Bewusstsein kann der Angst den Einfluss entziehen.

  • Bewahren Sie sich einen positiven Blick in die Zukunft.

Der Schlaganfall als Chance für den Wandel

Menschen brauchen oft eine Warnung ihres Körpers, um das Leben ernst zu nehmen. Viele Betroffene ändern ihre Lebensumstände, beenden belastende Beziehungen, orientieren sich beruflich neu, werden mutiger und suchen bewusster nach Freude. 


Einschneidende Ereignisse wie der Schlaganfall können die Frage nach dem Lebenssinn und dem eigenen Dasein auslösen: »Was ist mir eigentlich wichtig?«


🚂 Welche Antworten fallen Ihnen ein und welche Ideen haben Sie zur Gestaltung Ihres neuen Lebens? 🚂