Was Schlafmangel bewirkt

Artikel von Rolf C. Franck, erschienen in der SitzPlatzFuss 59

„Schlafentzug tötet dich.“ Dies ist der Titel eines Artikels des amerikanischen Psychologen Travis Bradberry aus dem Jahr 2014.1 Dieser Text kursiert seitdem im Internet und hat sicher viele Leser aufgeschreckt. Er beschreibt die vielen Auswirkungen von Schlafmangel wie Reizbarkeit, kognitive Beeinträchtigung, verstärktes Stressempfinden, ähnliche Symptome wie bei ADHS, eingeschränktes Immunsystem, Herzprobleme, verlängerte Reaktionszeiten, Zittern und Schmerzen. Dr. Matthew Walker,2 einer der renommiertesten Schlafforscher, schreibt in seinem umfangreichen, 2017 erschienenen populärwissenschaftlichen Standardwerk, „Warum wir schlafen“3 noch von weiteren Konsequenzen. So sei der gefährlichste Faktor die Schläfrigkeit im Straßenverkehr, die in den USA allein für ein Verkehrsopfer pro Stunde verantwortlich sei. Was bedeutet dies alles aber für unsere Hunde?
Für mich ist das Thema Schlaf schon lange wichtig, sowohl in der Verhaltensberatung wie auch im Hundetraining. In den letzten Jahren hat sich dies noch verstärkt, auch weil viele „Coronahunde“ Schlafdefizite aufwiesen. Nun ist es grundsätzlich schwierig, die vielen Forschungsergebnisse am Menschen einfach auf den Hund zu übertragen. Bei aller Vorsicht und anhand der wenigeren Arbeiten zum Schlaf von Hunden bleibt uns aber wohl nichts anderes übrig. Die kognitive, emotionale und nervliche Grundausstattung von Mensch und Hund ist sehr ähnlich, und so kann man davon ausgehen, dass es auch bezüglich der Auswirkungen von Schlafmangel viele Ähnlichkeiten gibt. Die allermeisten der oben beschriebenen Effekte kann ich aus meiner Erfahrung mit vielen schlafdeprivierten Hunden bestätigen – von Schläfrigkeit im Straßenverkehr natürlich abgesehen.
Einige Erkenntnisse zum Hundeschlaf liegen vor.4 So weiß man, dass Hunde die gleichen Schlafphasen erleben wie Menschen. Letztere durchlaufen Schlafzyklen (Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM-Schlaf) von durchschnittlich 90 Minuten. Bei Hunden dauern diese nur etwa 20 Minuten. Was das Schlafbedürfnis pro Tag angeht, spricht man beim Menschen heute von sieben bis neun Stunden. Die Angaben zur täglichen Schlafdauer von Hunden variieren weit, zwischen 7,7 und 18 Stunden. Dieses sagt aber nicht viel über ihr tatsächliches Schlafbedürfnis aus, das zusätzlich auch vom Lebensstil, der Familienzusammensetzung, der Wohnumgebung, der Gesundheit, der Ernährung und anderen Dingen abhängt. Es wäre sinnvoll, dass endlich eine größere Schlafstudie mit Hunden in Familien mit modernem, westlichem Lebensstil aufgesetzt wird. Die Ergebnisse von Studien zu Beagles in Versuchslaboren, verwilderten Müllhaldenhunden, Schlittenhunden oder indischen Steunern haben meiner Meinung nach keine große Aussagekraft für unsere Familienhunde. Solange nicht konkret Familienhunde mit kontrollierten Alltagsbedingungen untersucht werden, können wir nur auf Erfahrungen und Mutmaßungen zurückgreifen.
Meine persönliche Einschätzung ist, dass moderne Haushunde einen Schlafbedarf von 13 bis 17 Stunden pro Tag haben. Welpen und alte Hunde benötigen oft noch mehr Schlaf. Besonders die typischen Beratungshunde, mit denen ich zu tun habe und die zum großen Teil unter zu viel unbewältigtem, alltäglichem Stress leiden, schlafen zu wenig und zu schlecht. In den meisten Standardwerken zum Hundeverhalten in meinem Regal wird jedoch das Thema Schlaf überhaupt nicht erwähnt.
Unsere eigenen Hunde der letzten Jahrzehnte gehörten alle zu leicht erregbaren Rassen, mit starkem Bewegungs- und Actionbedürfnis. Dennoch verbrachten sie schon immer den größeren Teil des Tages mit Ruhen und Schlafen. Im Durchschnitt kamen (und kommen) sie sicher auf 16 bis 18 Stunden.
In einem wissenschaftlichen Artikel von 20236 über die emotionale Erregung beim Hund findet sich im Kapitel zum Schlaf ein interessanter Gedanke. Dort wird neben dem Leck- und Kauverhalten auch dem Schlaf eine „Drainagewirkung“ für aufgestaute Erregung zugeschrieben. Zitat: „… die Rolle dieser Drainageverhalten bei der Reduzierung von emotionaler Erregung ist essenziell für das Wohlergehen des Patienten [Hund].“

Nacht- und Tagschlaf
Zu den vielen Empfehlungen für gesunden Schlaf beim Menschen von Matthew Walker3 gehört, tagsüber nicht länger als 30 Minuten zu schlafen. Wer länger schläft, riskiert, in Tief- und REM-Schlaf zu fallen und hinterher müder zu sein als vorher. Da Hunde ein höheres Schlafbedürfnis aufweisen, müssen sie tagsüber schlafen, um zu ihrem Recht zu kommen. Meiner Erfahrung nach schlafen Hunde nachts etwa so lange wie ihre Menschen. Wenn sie diese rund acht Stunden auf der Schlafuhr haben, bleiben nach meiner Einschätzung noch etwa fünf bis neun Stunden Tagschlaf auf der Sollseite übrig. Neben der reinen Zeit ist auch noch die Frage nach der Schlafqualität offen. Anders als Menschen benötigen Hunde auch am Tag viele komplette Schlafzyklen, inklusive der entsprechenden Schlafphasen. Es kann also sein, dass ein Hund genug Zeit mit Liegen und Ruhen verbringt, aber nicht in richtigen Schlaf fällt. Dafür kann es verschiedenste Gründe geben.

Schlafhindernisse
Oft erlebe ich in meiner Beratungspraxis Schlafprobleme bei Welpen in Haushalten mit mehreren kleinen Kindern. Das betraf ganz besonders Welpen (und ältere Hunde), die während der Corona-Lockdownzeit angeschafft wurden. Da alle Familienmitglieder zum Teil ganztägig zu Hause waren, wollte immer jemand mit dem neuen Familienmitglied kuscheln oder spielen. So hatte der Welpe wenig Zeit für den nötigen Schlaf und stellte sich auf ein ungesundes Schlafverhalten mit zu langen Wachphasen am Tag ein. Oft war er am Abend so aufgedreht, dass er nur noch toben und beißen wollte. Diese Welpen waren kaum zu bändigen, bis sie vor Erschöpfung in einen komatösen Schlaf fielen.
Andererseits entwickeln sich Probleme mit dem Schlafrhythmus bei jungen Hunden auch deshalb oft, weil sie gerade nicht müde genug fürs Schlafen sind. Immer noch richten sich Welpeneltern nach der unsinnigen Empfehlung zur Länge von Spaziergängen, die überall verbreitet wird: nicht mehr als fünf Minuten pro Lebensmonat, also nur 15 Minuten pro Tag mit einem dreimonatigen Welpen spazieren gehen, 20 Minuten pro Tag mit vier Monaten und so weiter. Die Begründung dafür ist in der Regel, dass der Welpe vom vielem Laufen überfordert wäre und sich sein Gangwerk nachteilig entwickeln würde. Inzwischen wissen wir, dass viel freiwillige Bewegung gut für den Welpen ist und damit Probleme mit dem Bewegungsapparat gerade vermieden werden (Leseempfehlung dazu: Interview mit Professor Dr. Dr. Martin Fischer in der SitzPlatzFuss 55). Genauso wichtig ist aber, dass besonders lebhafte Welpen sich genug austoben können und unterschiedliche geruchliche, optische, akustische und körperliche Reize erforschen dürfen. Nur dann kommen sie müde nach Hause zurück und freuen sich auf einen erholsamen Schlaf.
Viele Welpen können nicht gut schlafen, weil es ihnen körperlich schlecht geht und sie Bauchschmerzen haben. Das erlebe ich häufig im Zusammenhang mit Darmparasitenbefall bei Hundebabys. Entweder wurden sie in den ersten Wochen ihres Lebens nicht angemessen entwurmt oder sie stecken sich in ihrer neuen Lebensumgebung an. Gibt es keine offensichtlichen Symptome wie (wiederkehrender) Durchfall, werden Anzeichen wie Schluckauf oder ein runder, fester Bauch leicht übersehen oder die eingeschickten Kotproben ergeben (erst mal) keinen Befund. In solchen Situationen fallen die Welpen auf durch hohe Erregbarkeit, Berührungsempfindlichkeit, übertriebenes Spielbeißen und Schwierigkeiten, zur Ruhe zu kommen. Außerdem schlafen sie in der Regel nicht lange und gut genug, weil der Bauch wehtut, was die Verhaltenssymptome zusätzlich verschlimmert. Wenn der Darmbefall frühzeitig behandelt wird, fallen die betroffenen Welpen meist von selbst in einen angemessenen Schlafrhythmus zurück. Je später dies aber passiert, desto mehr verfestigt sich möglicherweise das problematische Schlafverhalten.
Auch Allergien und Unverträglichkeiten können Bauchschmerzen und Juckreiz verursachen, die den Schlaf stören. Hinzu kommt, dass sich sowohl diese Beschwerden als auch das von ihnen ausgelöste Schlafdefizit negativ auf die allgemeine Stimmung, die Gelassenheit und die Reizwahrnehmung auswirken. Viele typische Problemverhalten können durch solche Zusammenhänge verschlimmert oder sogar ausgelöst werden. Besonders fatal wird es, wenn an diesen Problemen, die eigentlich nur Symptome sind, herumgestraft, „raumverwaltet“ oder „grenzengesetzt“ wird.
Akute oder chronische Schmerzen können auch bei älteren oder erwachsenen Hunden den gesunden Schlaf stören. Sie verhindern die anfängliche Entspannung nach dem Hinlegen, die dafür sorgt, Außenreize auszublenden, um überhaupt einschlafen zu können. Wenn es dadurch zu Schlafmangel kommt, wird so die Schmerzwahrnehmung verstärkt und damit der Schlaf noch mehr gestört.7 Unglücklicherweise werden nach meinen Erfahrungen akute oder chronische Schmerzen oft weder von Hundebesitzer*innen noch von Tierärzt*innen erkannt. Im Zweifel sollte man den Hund zunächst lieber physio- und/oder osteotherapeutisch untersuchen lassen.

Wie gesunder Schlaf aussieht
Wenn sich Hunde zum Schlafen auf ihre Decke oder in ihr Körbchen zurückziehen, rollen sie sich meist zunächst ein. Dabei legen sie den Kopf oft auf die Pfoten oder stecken ihn unter die Rute. Je länger sie schlafen, desto mehr breiten sie sich aus und liegen schließlich ganz auf der Seite. Nur in dieser Lage scheinen Hunde tiefer zu schlafen. Dies zeigt sich daran, dass sie sich nicht mehr bewegen und schwerer zu wecken sind. Während des REM-Schlafs finden die Traumphasen statt, bei denen der Hund zuckende Laufbewegungen an den Pfoten und Unterfüßen zeigt und oft leise bellt und fiept. Wenn man genau hinsieht, kann man den REM-Schlaf an den sich ruckartig bewegenden Augäpfeln unter den geschlossenen Liedern von außen erkennen. Manche Hunde öffnen dabei sogar leicht die Lider. Zum REM-Schlaf gibt es viele verschiedene Thesen und Erklärungen. So scheint er einerseits wichtig für die Reinigung des Gehirns zu sein und andererseits der Verarbeitung des Tagesstresses und der Erholung des Nervensystems zu dienen. REM-Schlafentzug führt beim Menschen zu Konzentrationsschwächen, erhöhter Reaktivität, verminderter Lernleistung.3 Dies alles unterstreicht sicher auch die Wichtigkeit von artgerechter Schlafdauer und Schlafqualität bei allen Säugetieren und damit auch beim Hund.
Die Schlafbedingungen und Umgebungen können besonders bei empfindsamen Hunden guten Schlaf unterstützen oder einschränken. Vorteilhaft ist ein reizarmer Rückzugsort im hinteren Teil der Wohnung. Wenn der Schlafplatz im Eingangsbereich und/oder in der „Hauptverkehrsader“ der Wohnung liegt, ist dies eher hinderlich. Schlafprofis schlafen überall und unter den schwierigsten Bedingungen, notfalls auch neben der laufenden Kreissäge oder auf dem Hauptbahnhof. Viele Hunde brauchen aber optimale Bedingungen. Wie oben beschrieben, ist es für komplette Schlafzyklen hilfreich, wenn sich der Hund an seinem Schlafplatz ganz ausstrecken kann. Daher sollten Körbchen, Hundebetten und Transportboxen eine entsprechende Größe aufweisen. Viele Hunde ziehen außerdem eine weiche Liegefläche vor. Bei unseren Hunden sind die „Flocken“, in denen sie etwas versinken, sehr beliebt. Andere lieben es, unter dem Schreibtisch, in einer Schlafhöhle oder im Menschenbett zu schlafen. Was passiert aber, wenn auch die besten Bedingungen nicht zum gesunden Tagschlaf führen?

Was Schlafmangel auslöst
Wenn ein Hund zu wenig schläft oder seine Schlafqualität nicht ausreicht, bewirkt dies, dass er leicht reizbar ist und sich zu schnell zu hoch erregt. Dieses sind die beiden problematischen Eigenschaften der Hunde, mit denen ich in meinem Alltag als Verhaltensberater überwiegend zu tun habe. Begegnungsprobleme mit Hunden oder Menschen, Aggression, übermäßiges Bellen, kopfloses Ziehen an der Leine, Probleme mit unerwünschtem Hetzverhalten bei Tieren, Joggern, Radfahrern und Fahrzeugen – alle diese typischen Herausforderungen werden durch Schlafmangel verstärkt. Wenn es Schwierigkeiten in der Familie eines Hundes gibt, spielt unzureichendes Schlafen nach meiner Erfahrung oft eine wichtige Rolle. Dies gilt ebenfalls für viele Probleme in der Mehrhundehaltung. Bei fast jedem Hund, wegen dem ich um Rat gefragt werde, lassen sich außerdem sofort oder im Verlauf weiterer tierärztlicher, physio- und osteotherapeutischer Untersuchungen Schmerzprobleme identifizieren. Einerseits beeinflussen Schmerzen, wie oben beschrieben, oft den Schlaf negativ. Andererseits bewirkt Schlafmangel eine stärkere Schmerzempfindung. Diese wiederum verstärkt Reizbarkeit und Erregungsbereitschaft. Es wird wohl klar, wie wichtig es für meine Arbeit ist, eine Einschätzung des Schlafverhaltens des betreffenden Hundes zu berücksichtigen. Dies gilt genauso für solche mit Stress- und Angstproblemen, denn beide werden durch Reiz-Reaktionen ausgelöst und gehen mit Erregungszuständen einher. Solche Hunde benötigen den Schlaf vielleicht noch dringender als andere, um den alltäglichen Stress ausgleichen zu können. Bemühungen, den Stress und die Angst im Leben eines Hundes zu reduzieren, sind mehr oder weniger zum Scheitern verurteilt, wenn der Schlaf nicht stimmt.
Die meisten Hundemenschen wünschen sich, dass ihr Hund zu Hause ohne Schwierigkeiten stundenweise allein bleibt, wenn sie arbeiten, einkaufen gehen oder die Kinder kutschieren. Wenn dieser aber generell tagsüber nicht angemessen schläft, wird er es erst recht nicht tun, wenn er allein ist. Dieser Hund wird sich eher langweilen und Dummheiten machen oder lautstark seine Unzufriedenheit beklagen. Insofern ist der gesunde Tagschlafhrythmus auch einer der Erfolgsfaktoren für das entspannte Alleinsein.
Damit ein Hund den Alltagsanforderungen in der heutigen Zeit gut gerecht wird, braucht er mindestens eine Basisausbildung. Beinahe jeder Hundemensch wünscht sich, dass der Hund abrufbar ist, warten kann und versteht, was „Nein“ bedeutet. Manche haben weit höhere Ansprüche an die Erziehung ihres vierbeinigen Freundes. All dies setzt Lernbereitschaft, Erinnerungsvermögen, Konzentrationsfähigkeit und ein Mindestmaß an Selbstbeherrschung auf Hundeseite voraus. Genau diese Eigenschaften sind es, die durch Schlafmangel negativ beeinträchtigt, im echten Defizit sogar unmöglich werden. Auch für die Erziehung, Alltagstauglichkeit und weitere Ausbildung eines Hundes sind also die individuell nötige Schlafdauer und Schlafqualität ausschlaggebend.

Schlafmangel und Leistung
Bei der Recherche für diesen Artikel stieß ich auf einen interessanten Aufsatz des amerikanischen Sportmediziners Andrew Watson9. Er schreibt über den Einfluss von Schlaf auf sportliche Leistungen von Menschen und beruft sich dabei auf Ergebnisse verschiedener Untersuchungen zum Thema. Er fasst zusammen: „Zusätzlich dazu, dass Schlaf ein wesentlicher Bestandteil des Erholungs- und Anpassungsprozesses zwischen Trainingseinheiten ist, deutet eine wachsende Zahl von Beweisen darauf hin, dass eine längere Schlafdauer und eine verbesserte Schlafqualität bei Sportlern mit einer gesteigerten Leistungsfähigkeit und einem größeren Wettkampferfolg verbunden sind. Darüber hinaus kann besserer Schlaf das Risiko von Verletzungen und Krankheiten bei Sportlern verringern […].“ Wie oben beschrieben, kann man sicher bei aller Vorsicht viele Erkenntnisse der Schlafforschung am Menschen auf den Hund übertragen (genau wie umgekehrt am Tiermodell geforscht und auf den Humanbereich übertragen wird). Damit ergibt sich eine weitere Fragestellung, da viele Hunde entweder in ihrer Freizeit hundesportlich aktiv sind oder „berufsmäßig“ Leistung erbringen müssen: Wie gut und wie lange schlafen Sport-, Leistungs- und Arbeitshunde? Wie sehr wirkt sich ihr Schlaf auf Leistungsfähigkeit, Erfolg und Verletzungsgefahr aus? Dr. Watson schreibt, dass der Schlaf vor Wettkampftagen in direktem Zusammenhang mit Erfolgen im Sport steht. Für viele Hunde ist das Schlafen auf (mehrtägigen) Prüfungsveranstaltungen eine echte Herausforderung. Aus meiner langen Erfahrung als Hundesporttrainer und -sportler kann ich sagen, dass sich so manches Turnierproblem lösen ließ, indem wir die Schlafbedingungen im Hotel, im Wohnwagen und während des Turniertages optimiert haben.
Im gesamten Leistungsbereich von Hunden könnte die Beachtung dieser Zusammenhänge Leistungsabfall, Überforderung, frühes Ausscheiden und Verletzungen verhindern. Hier denke ich nicht nur an Polizei- und Zollhunde, Such- und Rettungshunde oder Sporthunde. Auch Assistenz-, Führ-, Zug-, Support-, Therapie-, Schul- und Besuchshunde könnten sicher oft von ausreichendem und gutem Schlaf profitieren. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie viele Hunde, die regelmäßig oder sogar täglich Leistung bringen, unter Schlafmangel leiden. Die Grenze zwischen sinnvollem Einsatz und Überforderung, wenn nicht sogar Ausnutzung bis zum Missbrauch, wird in den genannten Bereichen vermutlich jetzt schon manches Mal überschritten.
Wichtig wäre, bei Leistungshunden besonders auf das alltägliche Schlafmaß und die Schlafqualität zu achten. Diese Hunde müssen oft weit mehr Stress und körperliche wie auch mentale Anstrengung verarbeiten. Daher wäre es logisch, dass sie auch mehr Qualitätsschlaf benötigen als der durchschnittliche Begleit- und Familienhund. Gerade bei Prüfungen, Turnieren und im Einsatz brauchen die Hunde Rückzugsmöglichkeiten, um zu entspannen und zu schlafen, beispielsweise in der Transportbox im Auto oder in einer mitgebrachten Hundebox. Schwierig wird das einerseits, weil bei vielen Veranstaltungen seit der Überarbeitung des Tierschutzgesetzes das Aufstellen von Boxen vom Veterinäramt untersagt wird. Ein weiteres Problem kann sein, dass Hund nicht gelernt hat, in der Box abzuschalten, sodass er möglicherweise in einem höheren Erregungszustand oder regelrecht gestresst darauf hinfiebern wird, zum Einsatz zu kommen. Er fühlt sich vielleicht frustriert, weil es so lange dauert, und wird diesen Frust verbalisieren. Ein solcher Hund tritt also gerade an dem Tag, wo es darauf ankommt, in schlechtester Form an, anstatt auf dem Punkt zeigen zu können, was er kann. Wenn jetzt zusätzlich die Box nicht so groß ist, dass der Hund sich lang auf die Seite legen kann, verhindert dies möglicherweise auch bei entspannten Hunden komplette Schlafzyklen mit allen Phasen.

Fazit
Schlaf bei Hunden ist ein komplexes Thema, über das wir noch längst nicht genug wissen. Klar ist jedoch, dass Schlafprobleme sich negativ auf alle Lebensbereiche und die Gesundheit eines Hundes auswirken können. Damit ist gesunder Schlaf ein bestimmender Faktor für das Wohlergehen, die Zufriedenheit und das positive Lebensgefühl unserer Hunde.



1+4 https://www.forbes.com/sites/travisbradberry/2014/12/01/skipping-sleep-is-career-suicide/
2 www.sleepdiplomat.com
3 Das große Buch vom Schlaf, Matthew Walker 2017, ISBN 978-3-442-17791-2
4 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2352154619301378#bib0075 
5 https://www.mdpi.com/2076-2615/13/3/465#B44-animals-13-00465
6 Die Pizza-Hunde, Freilandstudien an verwilderten Haushunden, Günther Bloch, 2007 (vergriffen)
7 Sleep & Pain, Dr. Lauren Davis, Webinar am 28.01.2025
8 https://journals.lww.com/acsm-csmr/fulltext/2017/11000/sleep_and_athletic_performance.11.aspx